Welches Shopsystem hat bei KI die Nase vorn?

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Der MCP-Realitätscheck für Schweizer KMU

Welches Shopsystem hat bei KI die Nase vorn? Diese Frage sollten sich Händler, Agenturen, Entwicklerinnen und Entwickler aktuell stellen, denn KI verändert den Onlinehandel grundlegend – nicht nur durch Chatbots oder Produkttexte, sondern durch das Model Context Protocol (MCP). Dieser neue Standard ermöglicht es, dass KI-Agenten direkt mit Shopsystemen interagieren – Produkte suchen, Warenkörbe befüllen oder Bestellungen abschliessen.

Doch welches System ist heute wirklich bereit für diese Zukunft? Wenn wir einen Blick auf die in der Schweiz am meisten verwendeten Shop-Systeme werfen, zeigt sich dass Shopify führt, WooCommerce nachzieht – und viele populäre Plattformen noch aufholen müssen.

Marktüberblick: Die meistgenutzten Shopsysteme in der Schweiz

Laut BuiltWith (Abfrage Nov 2025) verteilen sich die aktiven Schweizer Onlineshops aktuell so:

RangShopsystemMarktanteil CHMCP-/KI-Status (Nov 2025)Einschätzung
1Wix Stores36.66%❌ Keine MCP-Integration.Beliebt bei Kleinstbetrieben, technisch isoliert.
2Shopify16.25%☑️ Storefront MCP (Produkte + Checkout) und Customer Accounts MCP – produktiv.Führend im praktischen Einsatz – KI-Commerce funktioniert heute.
3Ecwid11.14%⚠️ Kein MCP; API-Workarounds möglich.Schnell startklar, aber KI-seitig begrenzt.
4WooCommerce8.74%⚙️ MCP im Core (ab v 10.3, Beta); lesender Zugriff auf Produkte/Bestellungen, kein Checkout-Flow.Open-Source-Kandidat – technisch auf dem Weg.
5Squarespace Add to Cart7.87%❌ Keine MCP-Pläne.Designstark, aber geschlossen.
6PrestaShop1.66%⚠️ Kein offizielles MCP, aber Eigenintegration machbar.Für technikaffine KMU geeignet.
7Webflow Ecommerce0.88%⚠️ Kein MCP, API-Bridge theoretisch möglich.Starkes Frontend, Backend noch nicht KI-fähig.
8Magento (Adobe Commerce)0.68%⚙️ Kein offizieller MCP-Server für Storefront.Magento Open Source auch für KMU geeignet.
9ePages0.57%❌ Keine MCP-Anbindung bekannt.Einfache Cloud-Lösung ohne KI-Fokus.
Shopware~0.5-1% (Schätzung)⚙️ Admin MCP; kein Storefront-MCP veröffentlicht.Gute DACH-Option für interne Automatisierung.
PepperShop (CH)<1% (Schätzung)❌ Keine MCP- oder KI-Schnittstelle.Lokal verankert, aber ohne Agenten-Anbindung.
commercetools< 0.1 %☑️ Commerce MCP (Katalog, Carts, Orders, Promos) – Enterprise-Fokus.Architektonisch führend, aber nicht für KMU.

MCP – das technische Fundament für KI-fähige Shops

MCP standardisiert, wie KI-Agenten mit externen Anwendungen interagieren. Anstatt auf klassische APIs zuzugreifen, verwenden Agenten definierte Tools mit klaren Berechtigungen und Schemas – etwa get_product, create_cart oder complete_checkout.

Damit können KI-Systeme sicher und nachvollziehbar handeln – und eröffnen den Weg zum sogenannten Agentic Commerce, bei dem der Kaufprozess vollständig durch intelligente Assistenten unterstützt oder gesteuert wird.

Vergleich: Welches Shopsystem hat bei KI die Nase vorn?

Shopify – praktisch führend

Shopify bietet die derzeit vollständigste und produktiv genutzte MCP-Implementierung im KMU-Segment. Über den sogenannten Storefront MCP Server können KI-Agenten Produkte suchen, Warenkörbe verwalten und den Checkout-Prozess ausführen – alles nach klar definierten Sicherheits- und Authentifizierungsregeln. Zusätzlich existiert ein Customer Accounts MCP, der es ermöglicht, kundenbezogene Funktionen wie Bestellstatus, Rücksendungen oder Lieferadressen per KI zu verwalten. Damit deckt Shopify als erstes System die gesamte Customer Journey über MCP-Schnittstellen ab.

Parallel arbeitet Shopify eng mit OpenAI und Stripe am neuen «Instant Checkout» auf Basis des Agentic Commerce Protocol (ACP), das Nutzerinnen und Nutzern ermöglicht, direkt innerhalb von ChatGPT einzukaufen – ohne Umleitung auf den Shop selbst. Diese Funktion wird derzeit in den USA getestet und gilt als erster realer Anwendungsfall für agentischen Handel im Mainstream. Ein europäischer Rollout, inklusive Schweiz, ist voraussichtlich ab 2026 zu erwarten, sobald regulatorische Fragen und Währungsanbindungen geklärt sind.

Shopify liegt aktuell klar vorn, wenn es um sofort einsetzbare KI-Commerce-Funktionen geht. Kein anderes Shopsystem im KMU-Segment bietet derzeit eine ähnlich reife, produktive MCP-Integration. Gleichzeitig darf man WooCommerce nicht unterschätzen. Mit MCP im Core, einer starken Open-Source-Community und der Möglichkeit zur selbstbestimmten Datenhaltung hat WooCommerce das Potenzial, mittelfristig zu einem ebenso leistungsfähigen und für viele europäische Unternehmen möglicherweise noch attraktiveren KI-Commerce-Ökosystem zu werden.

Shopify E-Commerce

WooCommerce – der Open-Source-Aufsteiger

Seit Version 10.3 (Beta) ist MCP in WooCommerce integriert. Aktuell bietet die Implementierung lesenden Zugriff auf Produkte und Bestellungen. Ein Checkout über MCP ist noch nicht dokumentiert. WooCommerce ist für Schweizer KMU sehr attraktiv durch Self-Hosting, DSG/DSGVO-Konformität und günstige Einstiegskosten.

Darüber hinaus profitiert WooCommerce von einer der aktivsten Open-Source-Communities im E-Commerce-Bereich. Neue Funktionen entstehen hier oft schneller als bei proprietären Systemen, weil Agenturen und Entwicklerinnen weltweit beitragen. Genau das könnte in der KI-Entwicklung zum Vorteil werden: Statt auf zentrale Roadmaps angewiesen zu sein, kann die Community eigene MCP-Erweiterungen, Agenten-Tools oder lokale KI-Integrationen für spezifische Märkte wie die Schweiz entwickeln – ein offenes Ökosystem mit viel Potenzial für Innovation von unten.

WooCommerce Open Source E-Commerce

Squarespace – designstark, aber KI-schwach

Squarespace zählt zu den bekanntesten Website-Baukästen weltweit und ist auch in der Schweiz weit verbreitet – insbesondere bei Kreativen, Dienstleistern und kleinen Shops, die Wert auf visuelles Design und einfache Bedienung legen. Das System überzeugt durch einheitliches Hosting, schnelle Einrichtung und ästhetisch hochwertige Vorlagen, die ohne Programmierkenntnisse angepasst werden können.

Im Hinblick auf KI und Automatisierung bleibt Squarespace jedoch weit hinter den aktuellen Entwicklungen zurück. Es gibt weder eine offizielle MCP-Integration noch eine öffentliche Roadmap in diese Richtung. KI-Funktionen beschränken sich derzeit auf einfache Textgeneratoren für Produktbeschreibungen oder Blogartikel, die intern über OpenAI-APIs laufen. Damit bleibt Squarespace eher ein Design-Tool mit Shop-Funktion – nicht umgekehrt.

Für Nutzerinnen und Nutzer, die einen schnellen Einstieg ohne technische Komplexität suchen, ist Squarespace weiterhin attraktiv. Wer allerdings zukunftsfähige KI-Integrationen, Agenten-Anbindung oder langfristige Skalierbarkeit anstrebt, stösst rasch an Grenzen. Für Schweizer KMU mit Ambitionen im Bereich Agentic Commerce ist die Plattform daher nur bedingt empfehlenswert.

Squarespace E-Commerce

Shopware – stark im Backend

«Shopware Labs» entwickelt einen Admin MCP Server, der es ermöglicht, Produkt- und Bestelldaten über KI-Agenten im Admin-Kontext zu verwalten. Eine Storefront-Integration ist bisher nicht veröffentlicht. Zielgruppe: Agenturen und KMU, die mit KI ihre interne Datenpflege und Automatisierung verbessern wollen.

Darüber hinaus positioniert sich Shopware bewusst als offene, europäische Alternative zu den grossen Cloud-Anbietern. Der Fokus liegt auf Datenhoheit, Erweiterbarkeit und einer starken Entwickler-Community im DACH-Raum. Diese Offenheit macht Shopware zu einer spannenden Basis für spezialisierte KI-Anwendungen im Backoffice-Bereich – etwa für Preisoptimierung, Sortimentspflege oder automatisierte Content-Generierung. Wenn Shopware künftig eine Storefront-MCP-Schnittstelle ergänzt, könnte das System gerade im B2B-E-Commerce zu einem ernsthaften europäischen Gegenmodell zu Shopify werden.

Shopware Open Source E-Commerce

PepperShop – lokal stark, ohne KI-Anschluss

PepperShop ist eine der wenigen vollständig in der Schweiz entwickelten E-Commerce-Lösungen. Das System punktet mit lokalem Hosting, direkter Integration von PostFinance, TWINT und Schweizerischen Versanddienstleistern sowie einer optionalen POS-Anbindung. Damit bleibt PepperShop vor allem für Händlerinnen und Händler interessant, die Wert auf Datenhaltung in der Schweiz und enge Verzahnung mit bestehenden Abläufen legen.

Aktuell bietet das System jedoch keine MCP-Schnittstelle und auch keine offiziellen Pläne für eine Integration des Model Context Protocols. Während grosse Anbieter wie Shopify oder WooCommerce bereits erste KI-Agenten anbinden, konzentriert sich PepperShop weiterhin auf klassische E-Commerce-Funktionalität und Stabilität.

Wer langfristig auf KI und Automatisierung setzen will, sollte daher eine API-basierte Erweiterungsstrategie einplanen. Über bestehende REST-Schnittstellen könnten MCP-kompatible Bridges oder Middleware-Lösungen entwickelt werden, um PepperShop perspektivisch KI-fähig zu machen. Das würde insbesondere Schweizer KMU ermöglichen, lokale Infrastruktur beizubehalten – ohne auf zukünftige KI-Innovationen verzichten zu müssen.

peppershop-swiss-ecommerce-solution

Ecwid und Wix gehören zu den meistgenutzten Shopsystemen in der Schweiz, vor allem bei kleinen Unternehmen und Solo-Selbstständigen. Beide Lösungen überzeugen durch niedrige Einstiegshürden, integriertes Hosting und einfache Drag-and-Drop-Bedienung – perfekt für den schnellen Start ohne technische Vorkenntnisse.

Technologisch sind die Systeme jedoch weitgehend geschlossen. Sie bieten derzeit weder eine offizielle MCP-Schnittstelle noch native Integrationen für KI-Agenten. Erweiterungen sind nur über externe Dienste wie Zapier oder Make möglich, was Automatisierung erlaubt, aber keine echte Agenten-Kommunikation im Sinne des Model Context Protocols darstellt.

Für Händlerinnen und Händler mit wachsendem Anspruch kann das schnell zum Limit werden. KI-gestützte Produktempfehlungen, automatische Preisoptimierung oder dialogbasierte Einkaufsprozesse lassen sich nur über Umwege realisieren. Wer heute mit Wix oder Ecwid startet, sollte also frühzeitig prüfen, ob ein späterer Wechsel zu einer offeneren Plattform – etwa WooCommerce oder Shopify – strategisch sinnvoll ist.

WIX KI Website Builder Video Thumbnail

PrestaShop & Webflow – offen, aber nicht standardisiert

PrestaShop und Webflow Ecommerce gehören zu den flexibelsten Systemen im mittleren Marktsegment. Beide bieten moderne REST-APIs, ein anpassbares Template-System und eine starke internationale Community. Gerade Webflow hat sich durch seine Designfreiheit und den Fokus auf visuelle Gestaltung einen Namen gemacht, während PrestaShop mit seiner Open-Source-Basis besonders in Europa beliebt bleibt.

Allerdings fehlt beiden Plattformen bislang eine offizielle Unterstützung des Model Context Protocols (MCP). Zwar lassen sich externe Schnittstellen oder Middleware-Lösungen nutzen, um KI-Agenten einzubinden, doch es existiert kein standardisierter Weg für den direkten Datenaustausch zwischen Modell und Shop. Das erschwert die Entwicklung von KI-gesteuerten Einkaufserlebnissen und erfordert zusätzliche Integrationsarbeit.

Für Entwicklerinnen und Agenturen mit Erfahrung in API-Architekturen bieten diese Systeme dennoch Gestaltungsspielraum. Sie können eigene KI-Bridges, Such- oder Empfehlungssysteme aufbauen. Für klassische KMU ohne dediziertes Entwicklungsteam sind PrestaShop und Webflow jedoch eher eine Zwischenlösung – leistungsfähig, aber noch nicht wirklich bereit für den nächsten Schritt in Richtung agentischem E-Commerce.

PrestaShop Open Source

Magento / Adobe Commerce – Enterprise ohne MCP

Adobe Commerce (ehemals Magento Enterprise) zählt zu den leistungsfähigsten, aber auch komplexesten Shopsystemen auf dem Markt. Es bietet eine hochgradig modulare Architektur, ausgefeilte B2B-Funktionalitäten und lässt sich nahezu unbegrenzt anpassen – allerdings zum Preis höherer Entwicklungs- und Lizenzkosten. Damit richtet sich Adobe Commerce klar an grössere Unternehmen mit entsprechendem Budget und internen Ressourcen.

Aktuell existiert keine offizielle MCP-Dokumentation oder native Unterstützung des Model Context Protocols. Einzelne Community-Initiativen und Proof-of-Concepts versuchen, MCP oder KI-Agenten über API-Bridges einzubinden, doch eine produktive Lösung ist bislang nicht verfügbar. Adobe konzentriert sich im KI-Bereich derzeit stärker auf eigene generative Tools innerhalb der Experience Cloud, etwa für Content- und Personalisierungsfunktionen, nicht jedoch auf offene Agenten-Schnittstellen im Commerce-Bereich.

Die Open-Source-Version von Magento bleibt dennoch eine interessante Option für technisch versierte KMU oder Agenturen. Sie bietet volle Kontrolle über den Code und erlaubt die Entwicklung individueller KI-Integrationen – vorausgesetzt, man verfügt über das nötige Know-how und Ressourcen für Wartung und Sicherheit. Langfristig könnte Magento durch seine Offenheit wieder an Bedeutung gewinnen, wenn Community-Entwicklungen MCP-kompatible Erweiterungen hervorbringen.

Magento Open Source E-Commerce

commercetools – architektonisch führend im Enterprise-Segment

commercetools gilt als einer der technologischen Vorreiter im Bereich Headless- und Composable-Commerce. Mit seiner Cloud-nativen Architektur, klar getrennten Services und umfangreichen APIs richtet sich das System an Unternehmen, die komplexe Multichannel-Setups oder internationale Commerce-Infrastrukturen betreiben. Grosse Marken aus Retail, Automotive und Industrie nutzen commercetools bereits, um hochgradig skalierbare Commerce-Umgebungen aufzubauen.

Mit dem Commerce MCP hat commercetools eine der bislang umfassendsten Implementierungen des Model Context Protocols veröffentlicht. Der Funktionsumfang umfasst Kataloge, Warenkörbe, Bestellungen, Preislogik, Promotions sowie einen Developer-MCP zur Dokumentation und zum Testing von Agenten-Integrationen. Damit positioniert sich commercetools architektonisch an der Spitze der aktuellen MCP-Entwicklungen – vor allem, was Skalierbarkeit und Standardisierung betrifft.

Allerdings bleibt die Plattform klar auf das Enterprise-Segment ausgerichtet. Für Schweizer KMU wäre der Integrationsaufwand – sowohl technisch als auch finanziell – deutlich zu hoch. Dennoch setzt commercetools mit seiner offenen, API-zentrierten Strategie wichtige Massstäbe für die Zukunft des agentischen Handels. Viele der hier erprobten Konzepte könnten langfristig auch in kleinere, zugänglichere Systeme einfliessen.

Commerce Tools E-Commerce Solution

KI-Reife der Schweizer Shopsysteme (2025)

SystemMCP-StatusKI-ReifegradGeeignet für
Shopify✅ Storefront + Customer Accounts MCPSehr hoch (praktisch führend)KMU & Agenturen
WooCommerce⚙️ Core (Beta, lesend)Mittel → hochKMU mit Tech-Know-how
Shopware⚙️ Admin MCPMittelMittelständische Shops
PepperShop❌ Kein MCPNiedrigLokal fokussierte KMU
Wix / Ecwid / Squarespace❌ Keine MCP-PläneNiedrigEinsteiger-Shops
PrestaShop / Webflow⚠️ Nur APIs, kein StandardNiedrig → mittelEntwicklerfreundlich
Magento / Adobe Commerce⚙️ Keine offizielle ImplementierungHoch (Enterprise)Großunternehmen
commercetools✅ Commerce MCP (Enterprise)Sehr hoch (architektonisch führend)Corporates / Headless

Empfehlung für Schweizer KMU

  • Schnell produktiv: Shopify
  • Langfristig selbstbestimmt: WooCommerce
  • Bestehende Shopware-Händler: Admin-MCP testen, Storefront-Roadmap beobachten.
  • Lokale Lösungen (PepperShop): API-Strategie planen, um MCP künftig anzubinden.

Welches Shopsystem hat bei KI die Nase vorn?

  • Shopify ist heute praktisch führend bei der KI-Integration über MCP
  • WooCommerce folgt mit offenen Strukturen
  • Shopware punktet im Backend
  • commercetools bleibt architektonisch führend im Enterprise-Segment.

Die übrigen Systeme – von Wix bis PepperShop – müssen den MCP-Standard erst noch erreichen.