Die Google I/O ist Googles wichtigste Entwicklerkonferenz – und auch eine Art Schaufenster in die technologische Zukunft des Konzerns. Jedes Frühjahr gibt Google hier Einblicke in neue Produkte, Systemupdates und Visionen. Die diesjährige Ausgabe 2025 war dabei besonders deutlich: Künstliche Intelligenz steht im Mittelpunkt fast aller Neuerungen. Ob in der Suche, in Google Workspace oder beim Shopping – die klassische Suche mit zehn blauen Links wird zunehmend ersetzt durch dialogbasierte, visuelle und kontextuelle Erlebnisse.
Besonders deutlich wird dieser Wandel beim Thema E-Commerce: Mit dem neuen AI Mode stellt Google ein radikal überarbeitetes Shopping-Erlebnis vor – von der personalisierten Inspiration über virtuelle Anproben bis hin zum automatisierten Checkout.
Diese Neuerung kommt zu einem spannenden Zeitpunkt: Das Einkaufsverhalten unterscheidet sich heute stark zwischen den Generationen.
- Boomer und viele aus Gen X recherchieren weiterhin gezielt über Suchmaschinen wie Google.
- Millennials nutzen häufig eine Kombination aus Google, YouTube und Preisvergleichsplattformen.
- Gen Z hingegen beginnt Produktsuchen oft direkt auf TikTok, Instagram oder Amazon, teilweise auch auf neuen Discovery-Plattformen wie Pinterest oder Temu.
Google reagiert auf diese Verschiebung – und versucht mit AI Mode ein Einkaufserlebnis zu schaffen, das visuell, direkt und assistentengestützt ist. Für Konsumentinnen und Komsumenten bedeutet das mehr Komfort. Für Händlerinnen und Händler bringt es neue Chancen – aber auch neue Anforderungen.
Einkaufen in AI Mode: Intelligente Inspiration und zielgenaue Empfehlungen
Googles neue Shopping-Funktion ist mehr als eine Produktsuche. Sie funktioniert wie ein interaktiver Einkaufsberater. Wer zum Beispiel nach einer «stylischen Reisetasche für Amsterdam im Mai» fragt, bekommt nicht nur generische Ergebnisse, sondern eine kuratierte Auswahl basierend auf Wetter, Stilvorlieben und Funktionalität. Möglich macht das eine sogenannte Query Fan-Out, bei der Googles AI mehrere Abfragen gleichzeitig startet, um Kriterien wie Regenfestigkeit oder Handgepäcktauglichkeit auszuwerten.
Dabei passt sich das Interface in Echtzeit an. Im Seitenpanel erscheinen ständig neue passende Produkte – individuell abgestimmt und visuell ansprechend aufbereitet.
Der Rollout erfolgt zunächst in den USA und wird in den nächsten Monaten sukzessive erweitert. Auch der internationale Markt dürfte folgen.
Virtuelle Anprobe mit eigenem Foto: Kleidung realitätsnah testen
Ein weiteres Highlight ist die virtuelle Umkleidekabine, bei der Nutzerinnen und Nutzer ein Foto von sich hochladen können und sehen, wie ein Kleidungsstück an ihrem eigenen Körper aussieht. Dank eines neuen Bildgenerierungsmodells erkennt Google, wie Stoffe sich dehnen, fallen und an verschiedenen Körperformen wirken. Selbst Details wie Körperhaltung und Lichtverhältnisse werden berücksichtigt.
Diese Funktion ist derzeit als Pilotprojekt über Google Search Labs in den USA verfügbar – und dürfte bei Erfolg schnell auch global eingeführt werden.
Agentic Checkout: Wenn die AI für dich einkauft
Mit dem Agentic Checkout bietet Google ein weiteres Novum: Nutzerinnen und Nutzer können einen Preisalarm setzen, Grösse und Farbe wählen – und sobald der Preis fällt, kauft die AI automatisch im Hintergrund. Google Pay übernimmt die Abwicklung – von der Produktauswahl über den Warenkorb bis zum Kaufabschluss.
Was bedeutet das für Händler?
Der Kauf findet vollständig über Google statt. Nutzerinnen und Nutzer müssen die Website des Händlers gar nicht mehr betreten – Google übernimmt im Namen der Kundschaft die gesamte Abwicklung.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Google selbst zum Verkäufer wird: Die Bestellung wird weiterhin im Webshop des Händlers platziert – aber ohne manuelle Nutzerinteraktion. Google wird damit zum aktiven Checkout-Agenten, nicht zum Zwischenhändler.
Wie funktioniert das technisch? Drei mögliche Szenarien
Noch hat Google keine vollständige technische Dokumentation veröffentlicht – aber basierend auf aktuellen Informationen sind folgende Szenarien wahrscheinlich:
- Automatisierter Checkout über das Frontend (Client-seitig)
Google könnte – ähnlich einem automatisierten Bot – den Checkout im Webshop des Händlers selbstständig durchführen, z. B.:- Produkt in den Warenkorb legen
- Varianten wie Grösse/Farbe setzen
- Nutzerinformationen aus Google Pay verwenden
- Bestellung abschliessen
→ Vorteil: Keine spezielle API nötig.
→ Nachteil: Fehleranfällig bei komplexen oder geschützten Checkouts (Captchas, Pflichtregistrierung etc.).
- Direkte API-Integration (Server-seitig)
In einem nächsten Schritt könnte Google eine standardisierte API einführen, mit der Händler Bestellungen direkt automatisiert empfangen – ähnlich wie bei «Buy with Prime» oder Facebook Checkout.
→ Vorteil: Stabile Integration, bessere Kontrolle.
→ Nachteil: Aktive technische Umsetzung durch Händler notwendig. - Partnerschaften mit kompatiblen Plattformen (z. B. Shopify, WooCommerce)
Gerade zum Start könnte Google bevorzugt Shops einbinden, die bereits mit Google Pay und dem Merchant Center verbunden sind – z. B. via Shopify Plugin oder WooCommerce-Erweiterung.
Was klar ist: Nur Händler, die im Google Merchant Center gelistet sind und über einen aktuellen Produktdatenfeed verfügen, können in AI Mode erscheinen.
Was ist der Google Shopping Graph – und warum ist er entscheidend?
Der Shopping Graph ist die technologische Grundlage von AI Mode. Es handelt sich um Googles ständig aktualisierte Produktdatenbank mit:
- über 50 Milliarden Einträgen,
- mehr als 2 Milliarden Updates pro Stunde,
- Preisen, Lagerbeständen, Bewertungen, Varianten, Versandoptionen u. v. m.
Der Graph speist sich aus den Shopping Feeds der Händler, die über das Google Merchant Center bereitgestellt werden – nur so kann Google aktuelle, vertrauenswürdige und relevante Ergebnisse anzeigen.
Wie komme ich als Händler in den Shopping Graph?
Die wichtigsten Voraussetzungen:
- Google Merchant Center
Kostenloses Händlerkonto mit Unternehmens- und Shopdaten. - Shopping Feed
Ein strukturierter Datenfeed mit Produktinformationen wie Titel, Beschreibung, Preis, Verfügbarkeit, Bildern etc. Plugins für WooCommerce, Shopify & Co. erleichtern die Einrichtung. - Produktqualität & Richtlinien
- Hochwertige Bilder, verständliche Beschreibungen, korrekte Kategorisierung
- Einhaltung der Google-Richtlinien (z. B. Rückgabebedingungen, keine verbotenen Artikel)
Fazit: Händler müssen jetzt reagieren
Mit dem neuen AI Mode macht Google klar: Die Zukunft des Shoppings ist KI-basiert, visuell und automatisiert. Wer weiterhin sichtbar bleiben möchte, muss sich rechtzeitig in dieses neue Ökosystem einfügen.
Händlerinnen und Händler, die heute schon im Shopping Graph vertreten sind und Google Pay unterstützen, werden zu den ersten gehören, deren Produkte in AI Mode erscheinen – und damit zu den ersten, die davon profitieren.
Jetzt vorbereiten: Wir helfen dir bei der Anbindung an Google Shopping
Openstream unterstützt dich bei allen Schritten rund um die Integration mit dem Google Merchant Center:
- Einrichtung deines Kontos
- Erstellung und Optimierung des Shopping-Feeds
- Automatisierte Anbindung an Ihr Shopsystem
- Laufende Betreuung und Qualitätskontrolle
Jetzt unverbindlich Kontakt aufnehmen und von Anfang an im AI Mode sichtbar sein.
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