Agentic Commerce Protocol (ACP) und Shopify: Was Händler jetzt wissen müssen

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Der Onlinehandel befindet sich im Umbruch. Mit dem Agentic Commerce Protocol (ACP) haben OpenAI und Stripe ein offenes Protokoll vorgestellt, das den digitalen Handel neu definiert. Statt dass Kundinnen und Kunden über klassische Websites oder Apps einkaufen, können sie Produkte direkt über KI-gestützte Assistenten erwerben.

Shopify ist als einer der ersten Partner in diese Entwicklung eingebunden. Für Händlerinnen und Händler im deutschsprachigen Raum eröffnet das die Möglichkeit, sich frühzeitig mit den neuen Standards vertraut zu machen.

Video: OpenAI ChatGPT Agentic Commerce Protocol Demo

Was ist das Agentic Commerce Protocol (ACP)?

Das Agentic Commerce Protocol ist ein Set offener Spezifikationen, das entwickelt wurde, um eine gemeinsame Grundlage für den Handel mit AI-Agenten zu schaffen. Ziel ist es, Händlern die Möglichkeit zu geben, Bestellungen direkt aus Konversationen heraus zu empfangen – unabhängig von der eingesetzten Plattform.

ACP definiert mehrere zentrale Bausteine:

  • Product Feed Spec – legt fest, wie Produktinformationen strukturiert bereitgestellt werden, damit AI-Agenten die Daten korrekt interpretieren.
  • Agentic Checkout Spec – beschreibt, wie Bestellungen standardisiert übermittelt werden.
  • Delegated Payment Spec – ermöglicht sichere Zahlungen über einen Shared Payment Token, ohne dass Käufer ihre Daten bei jedem Händler neu eingeben müssen.
  • Webhooks – liefern Echtzeit-Benachrichtigungen zu Bestellungen und Zahlungsereignissen.

Im Stripe Blog wird betont, dass ACP kein einzelnes Feature ist. Vielmehr handelt es sich um einen Standard, der Interoperabilität, Sicherheit und Händlerkontrolle ermöglicht. Der Händler bleibt immer der «merchant of record» – er entscheidet über Annahme, Versand, Rückgaben und Support.

Wie funktioniert ACP im Zusammenspiel mit ChatGPT?

OpenAI beschreibt im Beitrag Buy it in ChatGPT, wie Nutzerinnen in den USA bereits über den Instant Checkout Produkte direkt im Chat kaufen können. Momentan ist dies für Artikel aus Etsy-Shops möglich. Der Ablauf ist denkbar einfach: Ein Produkt wird im Chat angezeigt, mit wenigen Klicks bestätigt und direkt bezahlt.

Die technische Basis liefert Stripe. Über den Shared Payment Token wird die Zahlung abgewickelt, ohne dass sensible Daten mehrfach eingegeben werden müssen. Bestellungen laufen standardisiert über die ACP-Schnittstellen zum Händler.

Damit wird deutlich: AI-Agenten können zu einem neuen Vertriebskanal werden, in dem Produkte entdeckt, ausgewählt und bezahlt werden – ohne Medienbruch und ohne den klassischen Weg über Onlineshops und Apps.

Video: Agentic Commerce Protocol Demo

Wie können Händler ihren Shopify-Shop ACP-fähig machen?

Shopify ist einer der ersten Partner im ACP-Ökosystem. Das bedeutet: Händler, die auf Shopify setzen, werden frühzeitig vom neuen Standard profitieren.

Dabei sind vor allem zwei Aspekte entscheidend:

  1. Saubere Produktdaten – Nur wenn Informationen wie Titel, Beschreibungen, Preise und Verfügbarkeiten konsistent gepflegt sind, können AI-Agenten korrekt darauf zugreifen.
  2. Stripe-Integration – Da Stripe den Shared Payment Token bereitstellt, ist die Einbindung dieses Zahlungsanbieters zentral.

Stripe hebt hervor, dass viele Händler ACP «mit nur einer Zeile Code» aktivieren können, wenn sie bereits Stripe einsetzen. Wer also Shopify in Kombination mit Stripe nutzt, ist gut positioniert, um ACP einzubinden, sobald es in Europa verfügbar ist.

Und was bedeutet ACP für Magento?

Magento ist derzeit kein offizieller Pilotpartner. Doch die Logik von ACP lässt sich auch hier anwenden. Händler können ihre Systeme so strukturieren, dass Produktfeeds und Schnittstellen dem Standard entsprechen.

Roy Rubin, Mitgründer von Magento, brachte die Tragweite von ACP mit einem Vergleich auf den Punkt:

„The TCP/IP of shopping may have just been written.“

Damit will er verdeutlichen, dass ACP nicht nur ein weiteres Feature ist, sondern als Infrastruktur für den digitalen Handel gedacht ist. So wie TCP/IP einst die Grundlage für das Internet bildete, könnte ACP zum Fundament des agentengestützten Handels werden.

Natürlich ist dieser Vergleich visionär – ACP befindet sich noch in der Anfangsphase, aktuell beschränkt auf die USA und wenige Partner. Aber gerade deshalb lohnt es sich für Magento-Händler, die eigenen Systeme frühzeitig auf Standardisierung und API-Readiness zu prüfen.

Wie können WooCommerce-Shops profitieren?

WooCommerce wird in den Quellen nicht explizit genannt. Doch die Prinzipien von ACP gelten auch für Shops auf WordPress-Basis. Händler können sich vorbereiten, indem sie ihre Systeme so ausrichten, dass Produktdaten, Stripe-Integration und Webhooks standardkonform umgesetzt sind.

Gerade weil WooCommerce durch Plugins flexibel erweiterbar ist, lässt sich ACP hier technisch gut andocken. Wer heute in saubere Datenstrukturen und stabile Schnittstellen investiert, reduziert den Aufwand, sobald ACP auch in Europa ausgerollt wird.

Warum ist ACP für die Schweiz und den DACH-Raum relevant?

Noch ist ACP nur in den USA verfügbar. Aber die Spezifikationen sind öffentlich zugänglich und dokumentiert. Das gibt Händlerinnen und Händlern in der Schweiz, Deutschland und Österreich die Chance, sich vorzubereiten, bevor der Rollout nach Europa erfolgt.

Wichtige Schritte sind:

  • Produktdaten konsistent pflegen und strukturieren
  • Zahlungsanbieter wie Stripe einbinden oder evaluieren
  • Shop-Architektur mit Blick auf API-Standards überprüfen

Wer diese Hausaufgaben jetzt angeht, ist bestens gerüstet, sobald ACP in Europa an den Start geht.

Openstream als Partner für den Start ins ACP

Das Agentic Commerce Protocol ist ein entscheidender Schritt in Richtung AI-getriebener Handel. Shopify ist der erste grosse Partner, doch die Spezifikationen sind so ausgelegt, dass auch Magento, WooCommerce und andere Shop-Systeme profitieren können.

Beitragsbild von Olivie Strauss.