Von der Idee zum globalen Kulturbühne – und was Brands, Kreative und Unternehmen daraus lernen können
Im Juni 2025 feierte YouTube beim Cannes Lions Festival seinen 20. Geburtstag – ein Meilenstein, der nicht nur einen Rückblick auf zwei Jahrzehnte Videokultur markiert, sondern vor allem einen Ausblick auf die nächsten gibt. YouTube-CEO Neal Mohan nutzte die Bühne, um zu zeigen, warum YouTube mehr ist als nur eine Plattform: Es ist der Ort, an dem kreative Formate geboren werden, Gemeinschaften entstehen und die Zukunft von Medien und Marken mitgestaltet wird.
Vom Schlafzimmer zur Kinoleinwand: Kreative als neue Produktionsstudios
Was einst mit einem 19-Sekunden-Clip («Me at the Zoo») begann, hat sich zu einer der grössten Kreativbewegungen unserer Zeit entwickelt. Mohan spricht von YouTubern als den Startups Hollywoods: Sie sind nicht nur Selbstvermarkter, sondern bauen Teams, Studios und Markenwelten auf.
Ein Beispiel: Der französische Creator Inoxtag produzierte einen aufwendig inszenierten Dokumentarfilm über seine Besteigung des Mount Everest – mit Drehbuchautor:innen, Regisseur und Design-Team. Der Film Kaizen lief sowohl im Kino als auch auf YouTube und wurde in weniger als zwei Tagen über 17 Millionen Mal angesehen.
Die Zukunft des Fernsehens wird nicht mehr linear gedacht
YouTube ist längst im Wohnzimmer angekommen: Mehr als 1 Milliarde Stunden täglich werden über Fernseher konsumiert – oft in HD-Qualität, seriell produziert und thematisch so vielfältig wie nie zuvor. Doch Mohan betont: Dieses neue Fernsehen sieht nicht aus wie das alte.
Ein Beispiel ist «The Broski Report» – ein wöchentliches Popkultur-Format, das die Freiheit nutzt, keine klassischen Genres oder Sendezeiten bedienen zu müssen. Zuschauer:innen springen zwischen Eurovision, Cannes-Livestreams, Sport-Highlights und Podcasts. Alles on demand, alles auf einer Plattform.
Podcasts, Shorts und Fandoms: Wenn Community zur Kulturmacht wird
Mit 1 Milliarde monatlichen Podcast-Zuschauern ist YouTube auch hier zu einer tragenden Plattform geworden. Der Podcast Rotten Mango von Stephanie Soo wuchs um über 2 Millionen Abonnenten, seit er in Videoform produziert wird – ein Beweis für die Bedeutung visueller Inhalte auch im Audio-Genre.
Gleichzeitig erleben wir, wie Fandoms die Inhalte selbst mitgestalten: Memes, Fanvideos, Reaktionen – alles Ausdruck einer neuen Kultur des Mitmachens. Das animierte Format The Amazing Digital Circus erzielte mit seiner ersten Folge über 300 Millionen Aufrufe – die darauf folgende Fan-Content-Welle generierte unglaubliche 25 Milliarden Views.
Und diese Bewegungen wirken über das Digitale hinaus: Die Sidemen, ein Creator-Kollektiv aus dem Gaming-Bereich, betreiben heute eigene Stores, Fast-Food-Ketten, veranstalten Benefizspiele – und füllen Stadien wie Wembley.
Kreativität trifft KI: Das neue Handwerk der Creator Economy
Ein zentraler Punkt in Mohans Rede: Künstliche Intelligenz wird Kreativität nicht ersetzen, sondern erweitern. Mit Tools wie Veo 3, dem neuen Video-Generierungsmodell von Google DeepMind, werden Shorts mit KI-generierten Hintergründen und Audiokomponenten angereichert. Bald wird Veo 3 in YouTube Shorts integriert – eine Premiere für KI-generiertes Videomaterial im Mainstream.
Noch wirkungsvoller zeigt sich KI jedoch im Hintergrund: Das automatische Dubben von Videos ermöglicht Creatorn Reichweite in völlig neuen Sprachräumen. Über 20 Millionen Videos wurden bereits per KI synchronisiert – Tendenz steigend.
Was bedeutet das für Marken, Creator und Plattformbetreiber?
YouTube bleibt laut Mohan auch in den nächsten 20 Jahren der Ort, an dem kreative Innovationen zuerst sichtbar werden – und sich durchsetzen. Wer Reichweite aufbauen, Marken aufbauen oder Geschichten erzählen will, kommt an der Plattform nicht vorbei. Aber: Die Regeln haben sich geändert.
Kreativität entsteht heute nicht mehr im Studio, sondern im Dialog. Nicht mehr mit Genre-Grenzen, sondern durch Formatvielfalt. Nicht mehr allein, sondern in Community.
Und genau deshalb lohnt es sich auch für Betreiberinnen und Betreibern von Websites und Online-Shops, diese Entwicklungen ernst zu nehmen. Denn wo Menschen sich vernetzen, Inhalte teilen und Meinungen formen, entstehen auch Chancen für Marken, Produkte und Dienstleistungen – vorausgesetzt, man versteht das Ökosystem.
Zwanzig Jahre nach «Me at the Zoo» zeigt YouTube, wohin sich die digitale Kreativität entwickelt: Sie wird immersiver, partizipativer und globaler. Und sie wird von einer neuen Generation an Kreativen getragen, die KI, Community und Content nahtlos verbinden. Wer heute digitale Sichtbarkeit aufbauen will, sollte diese Dynamik verstehen – und Teil davon werden.
Credits
- Beitragsbild von Jannis Lucas
- Think with Google: What 20 years of YouTube reveals about creativity’s future
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