Eric Hughes ist eine bedeutende Figur in der Cypherpunk-Bewegung, die sich für die weit verbreitete Nutzung starker Kryptografie und datenschutzfördernder Technologien als Weg zu sozialem und politischem Wandel einsetzt. Hughes ist vielleicht am bekanntesten für seine Autorenschaft von A Cypherpunk’s Manifesto, veröffentlicht im März 1993. In diesem Manifest formulierte Hughes die Philosophie, dass Privatsphäre eine Voraussetzung für eine offene Gesellschaft im digitalen Zeitalter ist, und betonte die Bedeutung von anonymen Transaktionen, Privatsphäre und Kryptografie als Werkzeuge zum Schutz der persönlichen Freiheit gegen staatliche und unternehmerische Überwachung.
Hughes war unter den frühen Mitgliedern der Cypherpunk-Mailingliste, einer Gruppe, die Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre gegründet wurde und andere bemerkenswerte Persönlichkeiten wie Julian Assange, Tim May und John Gilmore einschloss. Die Gruppe diskutierte und arbeitete an verschiedenen Projekten im Zusammenhang mit Privatsphäre, Kryptografie und digitalen Rechten, die die Entwicklung von Technologien wie Kryptowährungen und Blockchain erheblich beeinflussten.
Seine Arbeit und die breiteren Bemühungen der Cypherpunk-Bewegung haben einen nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung von Technologien gehabt, die darauf abzielen, die Privatsphäre zu bewahren und die Kommunikation zu sichern, und legten den Grundstein für Innovationen wie Bitcoin und die verschiedenen Technologien, die sichere, anonyme Kommunikation über das Internet unterstützen.
Übersetzung des Cypherpunk Manifests von Eric Hughes
Veröffentlicht am 9. März 1993
Privatsphäre ist notwendig für eine offene Gesellschaft im digitalen Zeitalter. Privatsphäre ist keine Geheimhaltung. Eine private Angelegenheit ist etwas, von dem man nicht will, dass die ganze Welt es weiss, wohingegen eine geheime Angelegenheit ist etwas, von dem man nicht will, dass es irgendjemand weiss. Privatsphäre ist die Macht, sich der Welt selektiv zu offenbaren.
Wenn zwei Parteien in irgendeiner Weise miteinander zu tun haben, dann hat jede Partei eine Erinnerung an ihre Interaktion. Jede Partei kann über ihre eigene Erinnerung daran sprechen; wie könnte man das verhindern? Man könnte Gesetze dagegen erlassen, aber die Redefreiheit ist, mehr noch als die Privatsphäre, für eine offene Gesellschaft von grundlegender Bedeutung; wir wollen die Redefreiheit überhaupt nicht einschränken. Wenn viele Parteien gemeinsam in einem Forum sprechen, kann jede mit allen anderen sprechen und Wissen über Einzelpersonen und andere Parteien zusammentragen. Die Möglichkeiten der digitalen Kommunikation haben solche Gruppengespräche ermöglicht, und sie werden nicht verschwinden, nur weil wir es vielleicht wollen.
Da wir den Schutz der Privatsphäre wünschen, müssen wir sicherstellen, dass jede an einer Transaktion beteiligte Partei nur von den Informationen Kenntnis hat, die für diese Transaktion unmittelbar erforderlich sind. Da über jede Information gesprochen werden kann, müssen wir sicherstellen, dass wir so wenig wie möglich preisgeben. In den meisten Fällen ist die persönliche Identität nicht von Belang. Wenn ich in einem Geschäft eine Zeitschrift kaufe und dem Verkäufer Bargeld gebe, ist es nicht nötig zu wissen, wer ich bin. Wenn ich meinen E-Mail-Anbieter bitte, Nachrichten zu senden und zu empfangen, muss er nicht wissen, mit wem ich spreche oder was ich sage oder was andere zu mir sagen; er muss nur wissen, wie die Nachricht ankommt und wie viel ich ihm an Gebühren schulde. Wenn meine Identität durch den zugrunde liegenden Mechanismus der Transaktion offenbart wird, habe ich keine Privatsphäre. Ich kann mich hier nicht selektiv offenbaren; ich muss mich immer offenbaren.
Daher erfordert die Privatsphäre in einer offenen Gesellschaft anonyme Transaktionssysteme. Bis jetzt war Bargeld das wichtigste System dieser Art. Ein anonymes Transaktionssystem ist kein geheimes Transaktionssystem. Ein anonymes System gibt dem Einzelnen die Möglichkeit, seine Identität preiszugeben, wenn er/sie es wünscht und nur dann, wenn er/sie es wünscht; das ist das Wesen der Privatsphäre.
Privatsphäre in einer offenen Gesellschaft erfordert auch Kryptographie. Wenn ich etwas sage, möchte ich, dass es nur von denjenigen gehört wird, für die ich es bestimmt habe. Wenn der Inhalt meiner Rede für die ganze Welt zugänglich ist, habe ich keine Privatsphäre. Verschlüsseln bedeutet, den Wunsch nach Privatsphäre zu äussern, und mit schwacher Kryptographie zu verschlüsseln bedeutet, nicht zu viel Wunsch nach Privatsphäre zu äussern. Ausserdem ist die kryptografische Signatur erforderlich, um die eigene Identität mit Sicherheit preiszugeben, wenn die Standardeinstellung Anonymität ist.
Wir können nicht erwarten, dass Regierungen, Unternehmen oder andere grosse, gesichtslose Organisationen uns aus Wohltätigkeit Privatsphäre gewähren. Es ist für sie von Vorteil, über uns zu sprechen, und wir sollten erwarten, dass sie sich äussern werden. Der Versuch, sie am Sprechen zu hindern, bedeutet, gegen die Realität der Information zu kämpfen. Informationen wollen nicht nur frei sein, sie sehnen sich danach, frei zu sein. Information dehnt sich aus, um den verfügbaren Speicherplatz zu füllen. Information ist der jüngere, stärkere Cousin des Gerüchts; Information ist flinker auf den Beinen, hat mehr Augen, weiss mehr und versteht weniger als das Gerücht.
Wir müssen unsere eigene Privatsphäre verteidigen, wenn wir überhaupt eine haben wollen. Wir müssen uns zusammenschliessen und Systeme schaffen, die anonyme Transaktionen ermöglichen. Menschen haben ihre Privatsphäre seit Jahrhunderten durch Flüstern, Dunkelheit, Umschläge, verschlossene Türen, geheimen Händedruck und Kuriere geschützt. Die Technologien der Vergangenheit erlaubten keine starke Privatsphäre, aber die digitalen Technologien schon.
Wir, die Cypherpunks, haben uns dem Aufbau anonymer Systeme verschrieben. Wir verteidigen unsere Privatsphäre mit Kryptographie, mit Systemen zur ananoymen Weiterleitung von «Post», mit digitalen Signaturen und mit digitalem Geld.
Cypherpunks schreiben Code. Wir wissen, dass jemand Software schreiben muss, um die Privatsphäre zu verteidigen, und da wir keine Privatsphäre bekommen können, wenn wir es nicht alle tun, werden wir sie schreiben. Wir veröffentlichen unseren Code, damit unsere Mit-Cypherpunks damit üben und spielen können. Unser Code ist für alle frei zugänglich, weltweit. Es macht uns nicht viel aus, wenn du die Software, die wir schreiben, nicht gutheisst. Wir wissen, dass Software nicht zerstört werden kann und dass ein weit verteiltes System nicht abgeschaltet werden kann.
Cypherpunks missbilligen Vorschriften für die Kryptographie, denn Verschlüsselung ist im Grunde ein privater Akt. Durch den Akt der Verschlüsselung werden Informationen aus dem öffentlichen Raum entfernt. Selbst Gesetze gegen Kryptographie reichen nur so weit wie die Grenzen eines Landes und der Arm seiner Gewalt. Kryptographie wird sich unweigerlich über den gesamten Globus ausbreiten, und mit ihr die anonymen Transaktionssysteme, die sie ermöglicht.
Damit sich Privatsphäre durchsetzen kann, muss sie Teil eines Gesellschaftsvertrags sein. Menschen müssen sich zusammentun und diese Systeme für das Gemeinwohl einsetzen. Die Privatsphäre reicht nur so weit, wie die Mitmenschen in der Gesellschaft kooperieren. Wir, die Cypherpunks, stellen uns Ihren Fragen und Bedenken und hoffen, dass wir dich einbeziehen können, damit wir uns nicht selbst betrügen. Wir werden uns aber nicht von unserem Kurs abbringen lassen, nur weil einige mit unseren Zielen nicht einverstanden sind.
Die Cypherpunks setzen sich aktiv dafür ein, die Netze für Privatsphäre sicherer zu machen. Lass uns gemeinsam vorankommen.
Vorwärts.
Beitragsbild von Priscilla Du Preez.
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