re:publica 12 – Ein Bericht zu Barrierefreiheit

Vom 2.5 – 4.5.2012 fand in Berlin erneut die re:publica statt. Dieses Jahr zum ersten Mal in der STATION Berlin und mit 1000 Besucher mehr als im vergangenen Jahr. Das Angebot an Vorträgen war riesig. Ich nahm gerne für Openstream Internet Solutions daran teil und berichte hier von der ein oder anderen Veranstaltung. Als erstes besuchte ich «DIY Barrierefreiheit – Wie man das Netz nutzt, um weiter zu kommen». Da ich selbst im Rollstuhl sitze, war das, nachdem ich auf dem Weg zur re:publica mit der Suche nach Aufzügen konfrontiert war, ein Thema, für das ich mich persönlich interessiere bzw. das mich betrifft.

Beim Vortrag und der Diskussionsrunde zur Barrierefreiheit wurden die Inhalte in Echtzeit in Gebärdensprache übersetzt. Das Gesprochene wurde als Text ins Internet gestellt.

Als erstes sprach Martin Georgi von der Aktion Mensch. Er betonte die Wichtigkeit des Themas Barrierefreiheit im Internet und der barrierefreien re:publica. Am Abend des ersten Tages waren jedoch die barrierefreien Toiletten auf der re:publica nicht mehr zugänglich. Am zweiten Tag war dieses Problem dann wieder ausgeräumt.

Für Menschen mit Handycap ist das Internet wichtig. Vielleicht sogar noch wichtiger als bei gesunden Menschen. Bankgeschäfte und Einkäufe können getätigt werden.
Die neuen Technologien der Apps und des Social Media sind wenig barrierefrei und die Teilhabe von Behinderten kann nur gelingen, wenn alle wollen. Dies ist nicht nur eine technische Frage.

Dieser Einführung in die Thematik folgte dann Raul Krauthausen mit der Vorstellung seiner Plattformen. Besonderes Augenmerk legte er auf das neue Projekt brokenlifts.org. Er stellte zudem wheelmap.org vor. Hier werden Örtlichkeiten, die barrierefrei sind, gelistet. Cafés sind zunehmend barrierefrei. Ein Negativ-Beispiel ist allerdings der Fernsehturm am Alexanderplatz. Dieser ist für Rollstuhlfahrer nicht zugänglich.

Ich selbst hatte die letzten Tage Erfahrungen mit Aufzügen gemacht und weiss dass ein defekter Aufzug Schwierigkeiten bereiten kann. Krauthausen berichtete, dass die Aufzüge oft lange Zeit defekt sind. Das ist vorallem problematisch wenn man auf dem Weg zur Arbeit ist.
Ob Aufzüge verhanden sind oder funktionieren thematisiert brokenlift.org. 152 Aufzüge der Berliner S-Bahn sind hier verzeichnet. Durch die Teilhabe von Nutzern (Crowdsourcing) werden Störungsmeldungen registriert.
Das Projekt soll auf weitere Städte ausgedehnt werden. Eine Infoseite ist unter bit.ly/brokenlifts zu finden. Raul Krauthausen sucht Entwickler.

Raul Krauthausen iStockphoto (cc)

Maik Wagner übernahm dann das Mikro, um von seiner barrierefreien Webentwicklung zu berichten. Sein Ziel ist es, das Web den Tag etwas besser zu machen. Anhand einer WordPress-Seite zeigte er, wie wichtig für Blinde die Bildbezeichnungen oder Bild beschriftung sind. Er stellte einen Screenreader vor. Das ist eine Software die E-Mails oder Webseiten liest. Doch diese Übersetzung sind schwer verständlich. Bessere Programme gibt es. Doch diese sind sehr teuer.

Diesem Ausflug zum Screenreader folgte eine Diskussionsrunde mit gehörlosen Teilnehmern. Mit Julia Probst, die bereits auf der letzten re:publica präsent war. In einem Interview mit dem Regierungssprecher Steffen Seibert betonte dieser, dass die Verbesserungen für Gehörlose durch das Engagement von Julia Probst weitaus schneller vonstatten gegangen sind.
Sie betonte dass das Internet 20 Jahre alt ist und noch immer nicht barrierefrei.

Die Frage «Warum erwartet man dass das Internet barrierefrei ist?» wurde aufgeworfen. Julia brachte zum Ausdruck, dass es so einfach ist, das Netz barrierefrei zu machen. Bei Untertitel im Fernsehen ist das Ziel erreicht. Aber die Teihabe am gesellschaftlichen Leben ist nicht immer geboten. Gerade in der Politik muss man selbst behindert sein, damit etwas passiert. Julia wies auf Schulen, die Gebärdensprache lehren hin. Nicht jeder kann Lippenlesen und das separiert Menschen. Julia brachte zum Ausdruck, dass Barrierefreiheit selbstverständlich sein soll. Umdenken ist erforderlich. Das Fernziel in diesem Punkt ist Selbstverständlichkeit.

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